„Bierbrauen ist meine absolute Leidenschaft“

Von Reza Salimi-Asl

Silvia Ruff ist die einzige Dozentin für Bierbrauen an der Volkshochschule München (MVHS). Die Übersetzerin und Gästeführerin mit Brauer-Ausbildung hat das Handwerk in einer kleinen Öko-Brauerei erlernt. Im Interview erzählt die 52-Jährige von ihrer Ausbildung und was ihre Kursteilnehmer erwartet.

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Dozentin Silvia Ruff (52) weiht potentielle Brauer an der VHS in das Geheiminis des Bieres ein.

Wie sind Sie zum Bierbrauen gekommen?

Ich habe 1993 angefangen, das Brauen zu erlernen. Ich war sehr engagiert und schaffte die Ausbildung in anderthalb Jahren. Daneben bin ich Gästeführerin und Übersetzerin in München. Das kombiniere ich mit meinem Beruf als Bierbrauerin und mache viele Stadtführungen zum Thema Bier. Seit 1995 gebe ich nebenbei Brauseminare.

Was ist das Besondere am Brauhandwerk?

Ich trinke gerne Bier, ich bin geborene Münchnerin. Das Brauen ist für mich meine absolute Leidenschaft. Ich wollte immer schon im technischen Bereich übersetzen. Als mir klar wurde, wie viel Technik hinter dem Brauen steckt, hat mich das motiviert, besonders gute Übersetzungen bei meinen Führungen anzubieten. Das geht nur, wenn man den Brauvorgang versteht. Bei den Führungen ist das Bier in München ein guter Aufhänger für Geschichte. Die Alkoholherstellung hat für mich etwas Magisches. Da die Menschen früher kein Geld für Medizin hatten, war ein Liter Starkbier der einzige Trost in den widrigen Umständen.

Wie ist es als Frau in dieser Branche?

Es war damals absolut ungewöhnlich, dass eine Frau das Brauen lernt. Das haben nur Töchter von Brauereibesitzern gemacht. Die Ausbildung hat mir dann ein Braumeister in einer kleinen Hausbrauerei ermöglicht. Vorher hatte ich mich bei den sechs Münchner Brauereien als Praktikantin beworben und Absagen erhalten. Später erfuhr ich: Das Problem waren fehlende Umkleidekabinen und Toiletten für Frauen.

Sie leiten Bierseminare. Wer besucht Ihre Kurse?

Unter den Teilnehmern sind viele Akademiker. Viele Informatiker, die einen Ausgleich zum trockenen Berufsalltag suchen. Handwerker sind die Ausnahme. Viele Frauen sind dabei. Zwischen einem Drittel und der Hälfte der Teilnehmer sind weiblich.

Wie sind Ihre Erfahrungen mit den Teilnehmern?

In manchen Kursen sind zwölf Teilnehmer, die das Brauen ernsthaft ausprobieren. In anderen Kursen schauen 35 Menschen zu und machen sich einen spaßigen Nachmittag. Eine Thailänderin, die kein Bier trinkt, wollte ihrem Mann eine Freude machen und brauen. Sie kam in den Kurs. Das fand ich sehr lustig.

Wie läuft ein Tageskurs ab?

Die Leute bekommen ein kleines Seminarheft mit den Grundlagen. Ich mache das technisch sehr einfach. Vorkenntnisse erwarte ich nicht. Jeder trinkt gerne Bier und bringt gewisse Erfahrungen mit. Wichtig ist auch die kleine Bierverkostung. Dann gibt es noch die „Hausaufgaben“. Die Teilnehmer sollen üben, mit drei Worten Bier zu beschreiben. Münchner Biere sollten malzaromatisch, rezent und eine feine Hopfenblume haben. Mitnehmen sollen die Leute ein Grundverständnis für eine kompetente, sinnlich sensorische Verkostung. Meine Devise ist: billig und gut. Keiner soll sich eine Riesenbrauanalage holen, sondern mit einfachen Mitteln zu Hause brauen.

Was brauche ich, wenn ich mein Bier selber brauen will?

Im Seminar habe ich immer einen Topf dabei, der fasst 30 Liter. Da kommen 15 Liter Bier raus. Die Hälfte geht verloren. Das nennt man Schwand. Wie ich das genau mache, möchte ich nicht verraten. Die Leute sollen in den Kurs kommen. Für zu Hause reichen ein Spaghettitopf, ein Sieb und ein sauberes Geschirrtuch. Damit lassen sich acht Liter Bier brauen.

Was wollen Sie den Kursteilnehmern vermitteln?

Ich biete den Leuten einen schönen Nachmittag. Über das Brauen kommen wir wunderbar ins ratschen. Doch am schönsten ist das sinnliche Erlebnis. Es ist wie Brot backen, man riecht das Bier, hat was zum Anschauen. Nachher hat man ein fertiges Produkt in der Hand.

Seit 1995 bieten Sie Brauseminare an, trinken Sie da noch gerne Bier?

Ich trinke sehr gerne Pils. Das ist sehr untypisch für Frauen und für Münchner. Ich mag saisonale Biere. Im Frühjahr trinke ich gerne das Salvator-Bier, weil man damit seine Winterdepressionen los wird. Aber nur, wenn man es in kleinen Mengen trinkt!